Neue Theorien des Weiterbauens
WS24/25

Lehrpersonen: Dorothee Riedle - Fabio Magnago - Elena Masla - Kateřina Krupičková

Das Um- und Weiterbauen an bestehender Substanz ist vermutlich so alt wie das Bauen selbst – und gesamthistorisch gesehen dürfte die Adaption von vorgefundenen Gebäuden insgesamt immer noch den überwiegenden Normalfall des Bauens darstellen. In Subsistenzwirtschaften, in denen wir den größten Teil unserer Menschheitsgeschichte bis ca 1800 verbracht haben, werden kaum Überschüsse erzeugt: es entsteht also wenig gänzlich Neues, sondern es wird Vorhandenes genutzt, verändert und ergänzt.

Mit dem Aufkommen der Denkmalpflege im 19 Jhd. werden einzelne Gebäude als schützenswert erklärt, als bauhistorisch so bedeutend, dass Sie vor Abriss und Verfall, aber auch vor Veränderung bewahrt werden müssen. Im heutigen Diskurs um die Bauwende kommt ein Abriss bestehender Gebäude generell nicht mehr in Frage, um die darin verbaute graue Energie zu erhalten – ganz zwangsläufig müssen also der Transformation und Überformung eine neue Bedeutung zukommen und die Potentiale des Bestandes neu verhandelt werden.
In der dazwischen liegenden, insgesamt gesehen kurzen, aber für uns heute immer noch prägenden Zeit der modernen Architektur geht man grundsätzlich vom Neuen als dem einzig möglichen zeitgenössischen Bauwerk aus. Die Berührungspunkte zum Alten müssen trennscharf, klar und ablesbar sein: so fordert es die Charta von Venedig 1964.

Diese zwei Jahrhunderte umgreifende Periode wurde von einer Vielzahl Theorien zur Architektur und Denkmalpflege begleitet, die einzelne Strömungen und allgemeine Positionen formulierten und die Grundlage unserer aktuellen Suche darstellen.
Denn der Umgang mit unserer gebauten Umwelt fordert uns als Architekt*innen nicht nur aus ökologischen und ökonomischen Zwängen, sondern auch in unserem Verständnis von Kontinuität, Kontext und Geschichte unserer Zivilisation und Kultur.

In unserem Seminar werden wir anhand von Texten und gebauten Beispielen unterschiedliche Theorien aufzeigen, von bekannten Positionen der Denkmalpflege bis hin zu weniger geläufigen Positionen aus dem 20 Jh.
Auf dieser Grundlage möchten wir über Methoden zum Bewerten von Bestandsgebäuden nachdenken.

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