Lehrpersonen: Dorothee Riedle - Fabio Magnago - Juliane Schwarz - Katerina Krupickova
Die Frage danach, wie wir weiter bauen können, wird im Zusammenhang mit der Klimakrise als Teil der Verantwortung heutiger und zukünftiger Architekt*innen gesehen. Die propagierte Bauwende scheint am Fundament des Berufsstandes zu rütteln: Darf man als Architekt*in noch neu bauen?
Die wachsende Einsicht über die Begrenztheit unserer Ressourcen und Energie hat uns in der Skepsis gegenüber dem Fortschrittsglauben des
20. Jahrhunderts und dem investitionsgetriebenen Wachstum der Baumasse bestärkt. Um einen ökologischen Wandel im Planen und Bauen zu erreichen, soll der Erhalt sowie das materielle und konstruktive Weiterbauen an Bestandsgebäuden priorisiert und die graue Energie, die vom Material über den Transport bis zur Konstruktion in diesen steckt, berücksichtigt werden.
Wo Nachhaltigkeit zur Selbstverständlichkeit wird, müssen wir als Architekt*innen unsere gebaute Umwelt darüber hinaus als Teil unseres kulturellen Erbes mit seinen Auswirkungen auf unsere Identität bewerten können. Über ökologische und ökonomische Kriterien hinaus, ist der Umgang mit unseren Bestandsgebäuden bezeichnend für unser Verständnis von Kontinuität, Kontext und Geschichte unserer Zivilisation.
Der Blick in die Baugeschichte zeigt auch, daß das vermeintliche Dilemma des Weiterbauens eigentlich seit je her eine Selbstverständlichkeit in der Profession der Architekt*innen darstellt, sich jedoch die Art und Weise, wie wir mit unserer angesammelten Vergangenheit umgehen immer weiter entwickelt hat. Der Umgang mit dem Bestand ist seit mindestens 2016 ein Kernthema am IÖB und wir möchten unser Seminar aus dem damaligen Wintersemester „Strategien des Weiterbauens“ in diesem Semester um aktuelle Positionen ergänzen.