Lehrpersonen: Dorothee Riedle - Fabio Magnago - Juliane Schwarz - Sebastian Fatmann
„Von den 20er bis 70er Jahren unseres Jahrhunderts hat die Galerie eine Geschichte, die ebenso charakteristisch ist wie die Kunst, die in ihr gezeigt wurde. In der Kunst war es eine Trinität von Faktoren, welche einen neuen Gott hervorbrachten. Der Sockel schmolz dahin und ließ den Betrachter hüfttief im Raum stehen. Der Rahmen wurde abgeschafft, und der Raum begann entlang der Wand wegzufließen, es kam zu Turbulenzen in den Ecken. Die Collage fiel aus dem Bild heraus und ließ sich auf dem Boden nieder wie ein Lumpensammler. Der neue Gott, der extensive und homogene Raum, breitete sich in der ganzen Galerie aus. Alle Hindernisse wurden zugunsten der „Kunst“ entfernt.“
Aus: In der weißen Zelle – Teil 4, Die Galerie als Gestus, Brian O’Doherty
Brian O‘Dohertys Beobachtungen bis in die 70er Jahre hinein stellen eine klare Abhängigkeit zwischen dem zu betrachtenden Objekt und seinem Um- raum fest. Der Kontext als gebauter Raum und die Kunst befruchten sich also gegenseitig. Die digitale Revolution hat die Art und Weise, wie kulturelles Erbe geschaffen wird, archiviert und dokumentiert wird, allerdings grundlegend verändert. Dieser Wandel führt zur Fragestellung wie bisher bekannte Typen der Ausstellungsarchitektur und Museen in „Orte für digitale Kunst“ transformiert werden können.
In unserem Blockseminar am Anfang des Semesters, begleitend zum Ent- wurf „MAD Milano – ein Museum für digitale Kunst in Mailand“, suchen wir in einem Stegreif-Entwurf nach konkreten räumlichen Antworten. Um die Komplexität der Aufgabe zu verstehen, lesen wir Texte, analysieren Refe- renzbauten und hören kompetenten externen Fachverständigen zu. Braucht es noch den „klassischen“ Ausstellungsraum als weiße Zelle oder suchen wir vielmehr nach einem Ort zum Vernetzen einerseits und zum Archivieren andererseits?